Der Aktienmarkt wurde erneut erschüttert: Besorgte Investoren verkaufen massenhaft Technologiewerte, der VIX (der sogenannte "Angstindex") steigt in die Höhe, und Händler halten den Atem an, während sie auf einen weiteren potenziellen Schwarzen Dienstag warten.
Diesen Montag zeigten die Börsen alles andere als technologischen Fortschritt; es war vielmehr ein emotionaler Rückschritt. Der S&P 500 verlor 0,92% und schloss bei 6.672,41 Punkten. Der Nasdaq Composite fiel um 0,84%, während der Dow Jones Industrial Average einen noch stärkeren Rückgang von 1,18% verzeichnete.
Falls Sie eine leichte Angst verspürten, sind Sie nicht allein: Der VIX-Volatilitätsindex stieg um 12,86% auf 22,38 – sein höchstes Niveau seit Oktober. Es wurde klar: Die Märkte wurden erneut von einer Welle der Angst ergriffen, die sich vor den bevorstehenden Quartalsberichten noch verstärkte.
Indes schlugen auf der anderen Seite des Globus die Alarmglocken in Asien. Am Dienstagmorgen stürzten der japanische Nikkei 225 und Südkoreas KOSPI um etwa 3% ab und befeuerten die globale "Tech-Krise" zusätzlich.
Investoren warten gespannt auf den morgigen Bericht zum dritten Quartal von Nvidia: Die Prognose schätzt den Gewinn je Aktie auf 1,25 USD bei einem Umsatz von 54,8 Milliarden USD. Dies entspricht einem Anstieg von 54% bzw. 56% im Vergleich zum Vorjahr. Es scheint Gründe für Optimismus zu geben. Aber...
Unglücklicherweise hat die Nachricht, dass der Thiel Macro Fund (gegründet vom Tech-Investor Peter Thiel) seine Position in Nvidia im dritten Quartal vollständig aufgegeben und 537.742 Aktien verkauft hat, die Begeisterung gedämpft. Hinzu kommt, dass sich ein japanischer institutioneller Riese im Oktober still und entschlossen von seinem Anteil in Höhe von 5,83 Milliarden USD an Nvidia getrennt hat. Kein Wunder, dass am Montag die Aktien des Grafikriesen um 2% fielen.
Ein weiteres Opfer der Panik sind Dell Technologies und Hewlett Packard Enterprise. Nachdem Morgan Stanley die Ratings dieser Aktien aufgrund steigender Speicherpreise (und nicht nur im Hinblick auf Hardware) herabgestuft hatte, stürzten die Aktien der Unternehmen um 8% bzw. 7% ab. Der Markt scheint zu hoffen, dass die Investoren ein kurzes Gedächtnis haben; andernfalls könnte der Schmerz lange anhalten.
Bitcoin blieb vom Drama des Montags nicht verschont. Sein Preis fiel am Dienstag erstmals seit dem 22. April unter 90.000 USD. Dies bedeutet einen fast 30%igen Rückgang vom Oktober-Hoch von 126.000 USD. Laut der düsteren Logik des Marktes ist dieser Rückgang ziemlich erklärbar: Die Risiken überwiegen den Nutzen, und der Pessimismus breitet sich von der Krypto-Sphäre auf den gesamten Markt aus.
Inmitten der allgemeinen Nervosität konnte Amazon einen großen Fang machen – 15 Milliarden USD aus seiner ersten Dollar-Anleihe-Emission seit drei Jahren. Der Erfolg wurde von regem Investoreninteresse befeuert: Die Nachfrage erreichte 80 Milliarden USD. Der neue Kredit wird in Infrastruktur- und Investitionen in künstliche Intelligenz fließen. Zumindest glaubt noch jemand an eine "strahlende KI-Zukunft"!
Unterdessen hat die Europäische Kommission beschlossen, ihre Aufsicht über Cloud-Dienste von Amazon und Microsoft zu verschärfen. Obwohl die Unternehmen formell die festgelegten Schwellenwerte nicht überschreiten, möchten die Regulierungsbehörden feststellen, ob sie zu "Gatekeepern" geworden sind – im Sinne, dass die Wolken ihnen gehören, während der Regen auf alle anderen fällt.
Während die meisten Aktien fallen, verzeichnete Alphabet unerwartet einen Anstieg – um 3%, nachdem die Nachricht bekannt wurde, dass Warren Buffetts Berkshire Hathaway 17,9 Millionen Aktien des Unternehmens für 4,3 Milliarden USD erworben hat. Doch Alphabets CEO Sundar Pichai dämpfte die Euphorie: Am Dienstag sagte er der BBC, dass, sollte die KI-Blase platzen, "keine Firma, einschließlich uns, geschützt sein wird." Eine Ernsthaftigkeit, die an Philosophie grenzt.
Auch Blue Owl erging es nicht gut. Im vorbörslichen Handel fielen seine Aktien um 3%. Der Grund: Es setzte Aktienrückkäufe von einem seiner privaten Kreditfonds aufgrund einer bevorstehenden Fusion aus. Die Teilnahme an Metas Projekt zum Aufbau eines Rechenzentrums in Louisiana verbesserte die Situation nicht; Sorgen über Illiquidität im privaten Kreditsektor beunruhigen Investoren ebenso wie Nvidia.
Was bedeutet das für Händler?
Die aktuellen Marktereignisse bieten ein wahres Festmahl für erfahrene Händler, insbesondere für diejenigen, die kurzfristige Strategien bevorzugen. In Zeiten hoher Volatilität steigt das Potenzial für den Handel mit Preisschwankungen: sei es das Leerverkaufen von Dell-Aktien oder des Nasdaq nach deren Rückgang oder der Kauf von Optionen auf Nvidia vor seinem Bericht - die Möglichkeiten wachsen gemeinsam mit dem VIX-Index.
Außerdem dienen solch starke Schwankungen als lautes Signal, "wachsam zu bleiben". Wenden können entweder plötzliche Gewinne oder schmerzliche Verluste bringen.
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